Psychoneuroimmunologie

Psychoneuroimmunologie – wie Gedanken unsere Gesundheit beeinflussen

Der römische Dichter Juvenal hat es vor über 2000 Jahren schon gewusst: Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper. Doch wie stark unsere Psyche Einfluss auf unsere Gesundheit hat, zeigt sich erst jetzt. Hier kommt die Psychoneuroimmunologie (PNI) ins Spiel. Sie ist ein neues Forschungsfeld, in der die Verbindung zwischen der Psyche, dem Nervensystem und dem Immunsystem untersucht wird. Und alle Ergebnisse zeigen bisher: unser psychisches Wohlbefinden hat direkten Einfluss auf unsere körperliche Gesundheit – und umgekehrt!

Obwohl sich die PNI erst vor rund 40 Jahren entwickelte, waren die Grundpfeiler schon Ärzten in der Antike bekannt. Damals wusste jeder Medikus, dass Körper und Seele eine Einheit sind und nicht voneinander getrennt werden können. Schon 1878 gab es erste Hinweise darauf, dass Stress das Immunsystem beeinflusst. Zu dieser Zeit stellte Louis Pasteur (1822-1895) fest, dass Hühner, die vermehrt Stress ausgesetzt waren, häufiger krank wurden und Infektionen bekamen. Trotzdem waren Mediziner vor rund 40 Jahren noch der Meinung, dass das Immunsystem autonom ist. Also völlig unabhängig arbeitet.

Die Geburtsstunde der PNI war 1974. Der amerikanische Psychologe Robert Ader (1932-2011) wies nach, dass das Immunsystem mit dem zentralen Nervensystem zusammenarbeitet und lernen kann. Seitdem wurde die PNI immer mehr zu einer bedeutenden medizinischen Forschung, die gezeigt hat, dass das Immunsystem kein Einzelgänger ist. Es arbeitet als Team mit der Psyche und dem Gehirn eng zusammen und gemeinsam verfolgen sie ein Ziel: Unseren Organismus zu schützen und gesund zu erhalten!

Der Zusammenhang zwischen Immunsystem und Psyche

Wir kennen es alle: Wenn sich eine Erkältung anbahnt, fühlen wir uns müde, schlapp und abgeschlagen. Wir sind leichter reizbar und wollen am liebsten nur noch ins Bett um uns auszukurieren. Dass die Erkältung dabei direkten Einfluss auf unsere Psyche nimmt, bemerken wir alle. Doch dass es auch andersrum ist – nämlich, dass unsere Psyche unser Immunsystem positiv oder auch negativ beeinflussen kann – ist bisher noch recht unbekannt.

Emotionen lösen nachweisbar körperliche Reaktionen aus

Ein wichtiger Bereich der PNI-Forschung ist die Untersuchung von Stress und wie er das Immunsystem beeinflusst. Stress wird oft als Risikofaktor für körperliche Gesundheitsprobleme angesehen. Die PNI geht ebenfalls davon aus, dass psychologische Faktoren wie Stress, Angst und Depression das Immunsystem beeinflussen können. Wenn wir zum Beispiel gestresst sind, schüttet unser Körper Stresshormone wie Cortisol aus. Diese Hormone können das Immunsystem beeinträchtigen und uns anfälliger für Krankheiten machen.

Negative Einflussfaktoren auf das Immunsystem:

– Angst
– Ärger
– Einsamkeit
– Überforderung
– Emotionaler oder beruflicher Stress
– Dauerstress
– Schlafmangel

Umgekehrt können wir unser Immunsystem durch psychologische Therapien, wie kognitive Verhaltenstherapie und Achtsamkeitstraining, stärken und somit unser Risiko zu erkranken reduzieren. Auch Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation und Atemübungen helfen uns Stress abzubauen und das Immunsystem zu stärken. Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass Entspannungstechniken Entzündungen im Körper reduzieren können, was wiederum das Risiko für chronische Krankheiten verringert.

Auch durch positive Gefühle wie Freude, Glück, Zufriedenheit und Liebe unterstützen wir unser Immunsystem. Sie können die Produktion von Antikörpern und die Aktivität von T-Zellen erhöhen, die wir für die Bekämpfung von Krankheitserregern benötigen. Unser Immunsystem kann so schneller auf Viren und Bakterien reagieren.

Positive Einflussfaktoren auf das Immunsystem

– Freude
– Glück
– Liebe
– Achtsamkeitsübungen
– Yoga
– Entspannungsübungen
– Bewegung/Sport
– ausgewogene Ernährung.

Ein Pionier der PNI: Univ.-Prof. Dr. Dr. Christian Schubert

Univ.-Prof. Dr. Dr. Christian Schubert hat Medizin und Psychologie studiert und mit seiner Promotion abgeschlossen. Seit 25 Jahren erforscht er an der Medizinischen Universität Innsbruck gemeinsam mit Kollegen die Wechselwirkung zwischen Psyche, Gehirn und dem Immunsystem. Zitat von Prof. Dr. Dr. Schubert: „Die Medizin konzentriert sich rein auf den Körper. Doch das ist nicht genug. Denn so wie Muskeln, Sehnen und Wirbel miteinander verbunden sind, so sind auch Körper und Seele als eine Einheit zu betrachten. Mich interessiert der Mensch als Ganzes. In all seinen Eigenheiten. Und ich weiß, dass genau hier der Schlüssel zu einer besseren, individuelleren und erfolgreicheren Medizin liegt.“

Bei seiner Forschung hat Dr. Schubert einen Zusammenhang zwischen psychologischen Faktoren und Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis und Multipler Sklerose gefunden. Er hat herausgefunden, dass psychologischer Stress das Immunsystem beeinträchtigt, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für Autoimmunerkrankungen führen kann. Umgekehrt können Entspannungstechniken wie Yoga und Meditation das Immunsystem stärken und das Risiko für Autoimmunerkrankungen verringern.

Mit PNI Krankheiten vorbeugen

Die PNI hat auch Auswirkungen auf die Prävention anderer Krankheiten. Eine gesunde Lebensweise, einschließlich ausreichender Bewegung, ausgewogener Ernährung und ausreichend Schlaf, kann das Immunsystem stärken und das Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes, Herzerkrankungen und Krebs verringern. Die Prävention von Krankheiten sollte deshalb nicht nur körperliche, sondern auch psychologische Faktoren berücksichtigen.

Kritik an der PNI

Es gibt jedoch auch Kritik an der PNI. Einige Forscher haben Zweifel an der Stärke der Beziehung zwischen psychologischen Faktoren und dem Immunsystem. Andere argumentieren, dass die Auswirkungen von Stress und anderen psychologischen Faktoren auf das Immunsystem von Person zu Person unterschiedlich sind und dass die Forschung noch in Kinderschuhen steckt. Trotz dieser Kritik gibt es immer mehr Beweise dafür, dass psychologische Faktoren eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit spielen.

Fazit

Die PNI hat das Potenzial, unsere Vorstellung von Gesundheit und Krankheit zu verändern, indem sie uns daran erinnert, dass Geist und Körper eng miteinander verbunden sind. Durch regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf, eine gesunde Ernährung und positive Veränderungen in unserem Lebensstil können wir unser Immunsystem stärken. Eine ganzheitliche Herangehensweise, bei der auch psychologische Faktoren berücksichtigt werden, kann zu besseren Ergebnissen für Patienten führen. Indem wir psychologische Faktoren in die medizinische Behandlung einbeziehen, können wir dazu beitragen, eine bessere Gesundheitsversorgung für uns alle zu schaffen.

Studien /Quellen/Literatur: